Dienstag, 18. August 2009

Manchmal wünschte ich, da würde ich auch wohnen

"Empfänger unter der angegebenen Adresse nicht zu ermitteln". Schon bei Angabe seiner Daten ist es dem Schreiber hier gelungen, sich gängigen und angemessene Formen des kapitalistischen Gebens und Nehmens zu verweigern und diese ironisch zu brechen.

Bewundernswert die Sorgfalt in Orthografie und Stilistik: Jeder Bindestrich ist an der richtigen Stelle gesetzt. Besonderen Wert legt der Schreiber wohl darauf, dass der Rechnungssteller, an den dieser Brief zurückgeht, ihn persönlich am Arsch lecke, warum hätte er sonst "mich" groß geschrieben?

Auch das Understatement beeindruckt. Wie leicht hätte man sich verführen lassen können, noch ein "Der Weihnachtsmann" oder "66666 Furz im Wald" hinzuzufügen. Die Konzentration auf einen einzigen stilistischen Kunstgriff aber ermöglicht dem bewußt säumigen Zahler um so besser, seine Kernbotschaft an den Adressaten zu bringen: "Leck mich einfach nur am Arsch!"

Die unterschwellig Gewalt dieser ans Obszöne grenzenden Botschaft wird ironisch gebrochen und entschärft durch die sorgfältige Verwendung der Bindestriche zwischen den einzelnen Elementen, und so ist es ein kontrollierter Gewaltausbruch, eine kontrollierte Provokation, die aus diesen Worten spricht. Einfacher kann man eine Botschaft kaum an den Mann bringen.

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1 Kommentar:

klgschssr hat gesagt…

ach, wie hast du das schön gesagt, hätte ich nicht besser fromulieren können - weiter so!